Nach Rewe-Brand in Drochtersen: Säckeweise Kleidung vom DRK kontaminiert
DROCHTERSEN. Der Brand, der im Rewe-Markt an der Drochterser Straße Schaden in Millionenhöhe anrichtete, hat auch die Räume des gemeinnützigen Stöberstübchens des DRK-Ortsvereins kontaminiert. Möglicherweise müssen alle Kleidungstücke entsorgt werden.
Fest steht: Die Kleiderkammer, die sich im selben Gebäude wie der Rewe-Markt befindet, kann nicht wie geplant am 10. Januar nach einem Monat Corona-Pause wiedereröffnen. Kleidung kann bis auf weiteres nicht mehr abgegeben werden.
Ein schwacher süßlich-chemischer Geruch hängt in der Luft, doch auf den ersten Blick sieht eigentlich alles aus wie gewohnt: Volle Kleiderbügel und Regale, mit gut erhaltener Kleidung für Jung und Alt, Bettzeug und bunte Schals, alles übersichtlich sortiert. Eine Fundgrube nicht nur für Bedürftige, jeder kann hier für ein bis maximal zehn Euro zum Teil hochwertige Kleidungsstücke erstehen und damit die Seniorenarbeit des Ortsvereins unterstützten. Doch mit ernsten Gesichtern stehen Annegret Bösch, Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Drochtersen, und der ehrenamtliche Helfer Rainer Laskowski zwischen Regalen und Kleiderständern.
Bösch fährt mit dem Zeigefinger testend über die weißen Wände. Die Fingerkuppe färbt sich dunkel. Der Qualm hat es doch in jede Ritze geschafft. „Ich war schon in der Nacht hier, als es brannte. Zuerst war ich ja noch beruhigt, dass hier nichts brannte“, erzählt Annegret Bösch. Die Ernüchterung folgte auf dem Fuß: Auch das 130 Quadratmeter große Kleiderstübchen ist kontaminiert. Der Rauch von brennendem und schmelzendem Kunststoff zog vor allem über den Hohlraum zwischen Dach und abgehängter Decke in alle Räume des Gebäudes.
Umfassende Sanierung notwendig
Die Decke muss raus, die Fußböden auch. Die Regale können eventuell gereinigt werden. Ja, es ist alles ein Versicherungsschaden, nickt Annegret Bösch. Bloß: Was ist mit all der Kleidung, der Ware? Es gibt keine Inventarliste, das sind alles gespendete Sachen, einige hochwertig, andere nicht. Der Verkaufswert liegt zwischen einem und zehn Euro. Annegret Bösch befürchtet, dass alles entsorgt werden muss; die Versicherung werde aber noch einen weiteren Sachverständigen schicken.
Die Feuerwehrleute der Gemeinde, die bei dem Feuer im Gebäudeinneren gelöscht haben, geben ihre kontaminierte Einsatzkleidung zu einer Spezialreinigung in Hollern-Twielenfleth. Das ist Standard. „Aber so eine Reinigung ist natürlich nicht ganz günstig“, sagt Gemeindebrandmeister Arnd König. Für die Kleidung in der Kleiderkammer wären die Reinigungskosten vermutlich höher als der Verkaufswert.
Wiedereröffnung noch offen
18 Kleidersäcke mit Schlafsäcken, warmen Jacken, Hosen, Mützen und Schals stehen fertig gepackt und beschriftet auf dem Boden: Sie sind für Obdachlose in Hamburg bestimmt und sollten eigentlich Mitte Januar übergeben werden. Ob die Kleidung noch verwertet werden kann, weil sie in Plastiksäcken verpackt war, weiß Annegret Bösch nicht.
Gleiches gilt für die Sommerkleidung, die im hinteren Bereich des Stübchens in mehr als 35 Kunststoffboxen parat steht. Egal, was damit passiert: Annegret Bösch will niemanden gesundheitlichen Gefahren durch verunreinigte Kleidung aussetzen, weder die 17 Ehrenamtlichen des Stöberstübchens noch die Kunden.
Wann das Stöberstübchen wieder öffnen kann, ist völlig offen. „Wir können jedenfalls vorerst auch keine Kleidung mehr annehmen“, bedauert Annegret Bösch. Der Kleider-Container, der sonst immer vor dem Stöberstübchen steht, werde abgeholt. In der Silvesternacht wurde der Container nun schon zum dritten Mal von Unbekannten umgekippt.
Quelle: Stader Tageblatt 04.01.2022